Text, Fotos: Vilsbiburger Zeitung, 13.08.2015

Junge Forscher am Rettenbach

Junge Forscher am Rettenbach

Eine Gruppe von Kindern erkundet Flora und Fauna des Wassers

Vilsbiburg. Kinder heutzutage interessieren sich kaum mehr für Natur. Das hört man oft. Die jungen Menschen von heute seien nur noch begeistert von der neuen Technik und würden ihre Sommerferien sowieso nur vor dem Bildschirm verbringen. Dass dies so nicht pauschal zu sagen ist, merkt man aber schnell, sobald man ins Ferienprogramm der Stadt schnuppert.

 

Am Dienstag stand ein Ausflug an den Naturerlebnispfad am Rettenbach auf dem Plan. Eine Gruppe von Kindern von bis zu zehn Jahren wurde, unter der Leitung von Kräuterpädagogin Lisa Fleischmann, in die Besonderheiten des Rettenbachs eingeweiht und dabei auch gleich dazu aufgefordert, ihn selber zu erforschen.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Junge Forscher am Rettenbach (Bild 2)Dabei gab es als Erstes einen kleinen Abriss über die Geschichte des Bachs, der nicht immer so gerade verlaufen ist. Ursprünglich verlief er sehr schlangenlinienartig und wurde erst im Nachhinein durch den Menschen begradigt, der die Umgebung besser bewirtschaften wollte. Dies hatte aber auch eine schlechtere Wasserqualität zur Folge, erklärte Fleischmann weiter, dadie gerade Form dem natürlichen Zustand des Bachs widersprach. So stellten die Kinder fest, dass die kurvigen Abschnitte des Bachs auch natürlicherweise im Schatten der Bäume lagen und somit einen besonders angenehmen und kühlen Aufenthaltsort darstellten. Nach diesem Einstieg ging es aber ans Forschen. Fleischmann führte die Kinder an eine leichter zugängliche Stelle des Bachs und erklärt wie man mithilfe eines Eimers Wasser, eines Keschers und eines weichen Pinsels die Tierwelt im Wasser näher erkunden kann. Die Eimer wurden zuerst mit Wasser befüllt, um später als Auffangbecken für die gefundenen Tiere zu dienen. Zuerst machte es Fleischmann mithilfe einiger Kinder vor und betonte dabei, dass man zusammen helfen müsse, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die erste Ladung wurde mit dem Kescher entnommen und sogleich zum Eimer gebracht. Die neugierigen Teilnehmer stürmten gleich mit und stellten mit Erstaunen fest, dass sich tatsächlich bereits Tiere wie zum Beispiel Wasserskorpione oder Bachflusskrebse hatten einfangen lassen.

 

Begeisterung bei eigenen Entdeckungen

 

So wurde auch später, als die Kinder selber ans Werk gingen, viel Verschiedenes gefunden. Muscheln, vereinzelt kleine Fische und als Höhepunkt sogar ein Frosch konnten betrachtet werden. Dabei war mehr als offensichtlich, dass die Kinder sehr viel Spaß an ihrer Tätigkeit hatten und sich einander immer wieder begeistert von ihren neuen Funden berichteten. Erst zögerlich, doch dann immer enthusiastischer, wurden auch bald die Schuhe von den Füßen gestreift und man wagte sich barfuß in das kühle Wasser. Fleischmann stand den Kindern dabei stets mit Hilfe und nützlichen Erklärungen zur Seite.

 

Natürlich kam auch nicht zu kurz, dass man als Mensch, eben weil man das Glück hat, den Tieren so nahe zu kommen, vorsichtig sein muss. Zum Beispiel bei den Fischen. Diese sollte man nur kurz ansehen und sehr darauf achten, sie sofort wieder ins Wasser zu geben, sagte Fleischmann zu den Kindern. Dieser Respekt vor der Natur fängt schon außerhalb des Bachs an. Der Gruppe wurde ebenfalls erzählt, dass lautes Toben und Trampeln sehr leicht dafür sorgen könnten, dass man die sensiblen Fische, die man später gerne näher betrachten würde, verscheucht. Also verhielten sich die Kinder sehr ruhig und vorsichtig im Umgang mit den Tieren, die sie entdeckten. Die meisten waren nicht zum ersten Mal am Rettenbach, da sie schon davor mit Freunden oder der Familie einen Ausflug dahin gemacht hatten. Es war für viele lediglich neu, dass sie dem Bach und seinen Bewohnern so nahe kamen. „Es ist das erste Mal, dass ich da bin und Tiere finde", sagte Paula, eine der Hobby-Bachforscherinnen. Es war wahrscheinlich nicht das letzte Mal, dass die Kinder den Rettenbach oder allgemein die Natur mit ihrer tierischen Vielfalt besucht haben, denn auch Fleischmann regte die Teilnehmer dazu an, auch später mit ihren Eltern oder Freunden Zeit im Freien zu verbringen.

 

 

Bilder

Zuerst wird der Eimer mit Wasser aus dem Bach befüllt, damit man die gefundenen Tiere später, ohne ihnen Schaden zuzufügen, im Wasser beobachten kann.