Stromspeichersysteme: Baustein der Energiewende

Stromspeichersysteme: Baustein der Energiewende

Gespannte Aufmerksamkeit beim Vortrag von Speicherspezialist Franz-Josef Feilmeier.

Der VHS-Vortragsabend in der Aktionsreihe „Klimadialog Vilsbiburg“ war hoch spannend: Ein zahlreiches, schon gut informiertes Publikum konnte seinen Horizont in Sachen Stromspeicher und Energiesysteme nochmals erweitern. Die Förderung für Batteriespeicher wurde im März mit 30 Millionen Euro vom Bund neu aufgelegt, nachdem bisher 19.000 Speicher mit 60 Millionen Euro gefördert wurden, gab Klimaschutzmanager Georg Straßer bekannt. Sogenannte „Schwarmspeicher“ können als „Kombikraftwerke“ fungieren und Großkraftwerke sowie Stromtrassen ersetzen. Die Energiewende liegt in der Hand vieler einzelner Bürger, die mit Kleinanlagen und intelligenten Speichern das alte Energiesystem langsam aber sicher ablösen.

 

Die Stunden konzentrierter Information zu Stromspeichersystemen vergingen wie im Flug, dank des brillanten Referenten, Franz Josef Feilmeier. Der Geschäftsführer der Fenecon GmbH & Co. KG hat sich für Bayern und darüber hinaus eine dezentrale und erneuerbare Energieversorgung zum Ziel gesetzt, mit dem Dreiklang aus Energieerzeugung, Energieeffizienz und Energiespeicherung. Für dieses innovative Konzept wurde die junge Firma schon nach einem Jahr mit dem Niederbayerischen Gründerpreis 2012 ausgezeichnet. Insbesondere im Bereich der stationären Stromspeichersysteme arbeitet das vielköpfige Ingenieurteam in enger Entwicklungspartnerschaft mit dem Technologiekonzern BYD zusammen und konnte sich als Vorreiter auf dem noch jungen Speichermarkt etablieren. Im Zentrum der Anforderungen von Firmen und Privaten stehen Autarkie, Einsparungen und Sicherheit bei der Stromversorgung. Vor allem letztere kann Feilmeier bedienen, dank seiner ausgeklügelten individuellen Systemlösungen, die akuten Anstieg und Abfall von volatilem Ökostrom ausgleichen. Nach dem Prinzip der Subsidiarität sollen sich Stromverbraucher zu „Prosumern“ entwickeln, also als Produzenten und Konsumenten zugleich am Strommarkt agieren. Auch widersprach Feilmeier der gängigen These, dass Strompreise auf Dauer nur in eine Richtung weisen würden, nämlich nach oben. Aus Überzeugung in die künftige Vollversorgung aus Ökostrom und dessen Regulierbarkeit mittels gesteuerter Speicherung und Entnahme glaubt er an eine langfristige Stabilisierung der Preise.

 

Nicht die Eigenversorgung, sondern das Kombikraftwerk ist die Lösung

 

Viele der Besucher waren überrascht, dass sie nicht in einer „Werbeveranstaltung“ für Speicher waren, sondern in einem neutralen Vortrag zum Thema, was im Übrigen grundsätzlich die Vorgabe der Vortragsreihe Klimadialog an die Referenten ist. Provokant wirkte daher die Überzeugung des Vorreiters Feilmeier: „Die derzeitige Stromspeicherauslegung auf den individuellen Eigenverbrauch kann nur kurzfristig helfen, die Stromspitzen der Sonne etwas zu dämpfen, hat aber keine Zukunft. Wenn alle – beispielsweise bei hoher Sonnenstrahlung am Vormittag - zugleich ihre kleinen Speicher füllen und später zur Mittagszeit die Speicher voll sind, kommt die Sonnenstromspitze nur etwas verzögert aber das Problem des Spitzenlastmanagements im Netz bleibt an sich bestehen.“ Dann wäre das kaum eine Netzentlastung und nicht das, was mit der Speicherförderung beabsichtigt war. Die Investitionen in Hausspeicher machten langfristig nur dann Sinn, wenn diese in kürzester Zeit Strom ins Netz liefern aber auch aus dem Netz aufnehmen könnten, denn jederzeit müsse so viel Strom ins Netz geschickt werden, wie diesem entzogen wird. „Sobald eine Wolke über den Himmel zieht, muss der vorher gespeicherte Strom ins Netz geholt werden oder es können lokale Unterschiede in Einstrahlung oder Windaufkommen ausgeglichen werden“ – so der Ansatz von Fenecon. Das diene letztlich auch der Wirtschaftlichkeit der Speicher, da Strom dann, wenn er günstig auf dem Markt verfügbar sei – eingekauft und im Gegenzug entsprechend mit Gewinn verkauft werden könne – natürlich vollautomatisch gesteuert. Das müsse in kürzesten Zeiteinheiten mit intelligenter Steuerungstechnik erfolgen. Nur so würden die Speicher auch tatsächlich dem gemeinsamen „Kombikraftwerk“ im Sinne eines kooperierenden Schwarmspeichers dienlich sein und die trägen Kohlekraftwerke mittel- und langfristig überflüssig machen, ebenso neue Stromtrassen. Man müsse wegkommen vom kleinen Eigenverbrauchsdenken hin zum gemeinsamen großen Ganzen: ein Netzwerk aus vielen kleinen Erzeuger- und Speicheranlagen, die miteinander kommunizieren und so die ständige Fluktuation von Angebot und Nachfrage im Stromnetz ausgleichen können. Das ist mit einzelnen Hausanlagen nicht möglich, daher bietet Feilmeier seine Technik samt Dienstleistung größeren Firmen und auch Stadtwerken als Systempartner an.