Naturgarten: weniger Ordnung bringt Vielfalt

Der Vortrag im VHS-Regionaldialog der Stadt glänzte wieder mit fachlich fundiertem Wissen und anschaulicher Übermittlung, bei einem motivierten Publikum, das jetzt noch mehr weiß. Das Team der Umweltstation Landshut steht allen Interessierten im Landkreis mit Rat und Tat zur Seite.

Vortrag Blühgärten

Diplom-Biologin Ingrid Kulozik referierte über naturnahe Gartengestaltung

„Umweltschutz, Klimaschutz und Naturschutz sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, sie können nicht allein von kommunalen Einrichtungen oder Organisationen getragen werden, sondern bedürfen des Mitwirkens aller“, begann Regionalmanager Georg Straßer seine Hinführung zum Thema des Abends. Jeder einzelne könne einen Beitrag leisten und im Falle von Gartengestaltung wäre es mit Freude verbunden. „Ich hatte Wildbienen früher nie so richtig wahrgenommen“ eröffnete Ingrid Kulozik ihren Vortrag zur Insekten freundlichen Gestaltung heimischer Gärten und fuhr fort: „dann hat es mich gepackt. Seither bin ich auf der Lauer“. Sie agiert als Umweltpädagogin an der Umweltstation Landshut, einer Beratungseinrichtung für Stadt und Landkreis. Ziel dieser vom Bayerischen Umweltministerium geförderten Station ist es, allen Bürgern Natur- und Umweltwissen zu vermitteln.

 

Von Frühling bis Herbst Nahrung anbieten

Während es nur eine Art von Honigbienen gebe, wären es bei Wildbienen allein in Deutschland 570, von denen drei Viertel im Boden nisten würden. Die Bezeichnung der jeweiligen Art beziehe sich meist auf die Behausung, wie bei Sandbienen oder Mauerbienen. Wildbienen benötigten drei Dinge im Flugradius von höchstens 300 Metern: Nahrungsquellen, geeignete Nistplätze und ausreichend Baumaterialien dafür. „Wildbienen, zu denen auch Hummeln zählen, brauchen das ganze Jahr über Wasser und blühende Pflanzen, um Pollen und Nektar zu sammeln“, erklärte Kulozik und zeigte anhand vieler Bilder aus ihrem Garten blütenreiche Arten, die den Vegetationszeitraum nacheinander füllen. Die meisten Wildbienen spezialisierten sich auf jeweils eine Blühpflanze, die sie während ihrer kurzen Lebensspanne aufsuchten und auch finden müssten, sonst kämen sie nicht in den Garten, wie beispielsweise die Weidensandbiene eben die Weiden jetzt im zeitigen Frühjahr suche.

 

Nisthilfen mit Bedacht anlegen

Die Lebensspanne einer Wildbiene sei nur vier bis sechs Wochen, währenddessen sie sich vor allem auf ihren Nachwuchs konzentriere und dafür geeignete Nistplätze brauche. Diese fänden die meisten im Boden und hierfür wäre ein kurzgemähter Rasen ungeeignet. Man solle Teile des Gartens extensiv liegen lassen, wo sich neben den Blühpflanzen eben auch Bodennister ansiedeln könnten. Andere Arten bräuchten alte Mauern, Steilhänge, Trockenmauern oder einfach nur Totholz, in die sie ihre Eier ablegen könnten, aus denen dann Larven wachsen könnten. „Die meisten sogenannten Insektenhotels, die es in Baumärkten gibt, werden von Wildbienen nicht angenommen, sie sind oft falsch konstruiert“, warnte die Landschaftsökologin davor, sich mit einer Billiglösung anzufreunden und fuhr fort: „Wildbienen, die horizontal nisten, brauchen Hohlröhren von zwei bis neun Millimeter Durchmesser, daher sind Hohllochziegel meist zu groß und Strohhalme zu klein, Fichtenzapfen bringen auch nichts. Gut geeignet sind Hartholzblöcke, in die möglichst lange Röhren gebohrt werden, denn Weichholz reißt und fasert, das fördert nur den Schimmel und kann die Bienen am Reinschlüpfen hindern“, erklärte  Kulozik. 

 

Sterile Gärten nutzen keinem

Ein Trend unserer Zeit seien leider von Mährobotern rasierte Rasen und immer mehr sterile Schotteraufschüttungen, mit einer Plastikfolie unterlegt. Dieses traurige Bild diene weder der Natur noch dem Menschen, ein seelischer Ausgleich könne in solcher Umgebung kaum stattfinden. Um Bienen, Schmetterlinge und Vögel anzulocken, sollte man seinen Garten so vielfältig wie möglich gestalten - „teils auch gestalten lassen - das trifft es mehr“, sagte Umweltpädagogin Kulozik, und meinte damit, die Natur ein Stück weit sich selber zu überlassen. „Nachdem man Teile weniger als Rasen und mehr als Wiese behandelt, kann man Bereiche, die Blühpflanzen hervor bringen, einfach mal länger stehen lassen, zumindest bis diese verblüht sind.“ Wie die Vögel bräuchten auch Wildbienen diverse Baumaterialien für ihre Nester, teils auch zu deren Schutz. Und dem schiefen Blick mancher Nachbarn, die einen natürlich belassenen Garten als unordentlich sähen, könne man begegnen, indem man diese einbinde, aufkläre und versuche, sie für die Schönheit der entstehenden Vielfalt zu begeistern, nach dem Motto: „Tu Gutes und rede darüber“.