Jeder einzelne kann mitwirken, um die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden und die Wertschöpfung im Land zu stärken.
„100 Prozent Erneuerbare sind möglich und notwendig!“ konstatierte Hans Urban vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Haag das Klimaschutzziel als eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Mittlerweile liege man bei 40 Prozent des Strombedarfs, was vor 20 Jahren noch unvorstellbar gewesen sei. In einem Aufruf für die Investition in Erneuerbare Energien zeigte der Experte auf, wohin es unabdingbar führt, wenn wir so weiter machen wie bisher: „Wenn jetzt die Erneuerbaren auf ihrem Siegeszug gebremst werden, haben wir bald neue Küstenstädte“ konstatierte er die Folgen bei einem Temperaturanstieg von über 2 °C. Diese Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen würden Flüchtlingswellen auslösen, die weltweit den Frieden gefährdeten. Während der Atomausstieg beschlossen wäre, halte sich die Regierung bei fossilen Energieträgern zurück, obwohl diese für die Klimaerwärmung hauptverantwortlich seien. Ein plakativer Vergleich macht die Unvernunft der aktuell vorherrschenden Praxis deutlich: Über 100 Millionen Jahre brauchte die Entstehung von Öl und Gas, die wir in Windeseile verbrennen, während Fotovoltaikstrom in acht Minuten verfügbar ist - solange brauchen die Photonen von der Sonne zum Modul. Zudem erzeuge man Wind- und PV-Strom vor Ort, gegenüber einhundert Milliarden Euro jährlich für fossile Energieimporte.
Die eigene PV-Anlage: rentabel wie noch nie
Urban übte aber nicht nur Kritik an der aktuellen Energiepolitik, er zeichnete vor allem Lösungsansätze pragmatisch auf, für jeden Einzelnen. Sein Aufruf ist klar und deutlich: „Heute ist der richtige Zeitpunkt, in Fotovoltaik zu investieren“. Seine Begründung ist einfach: „Strom kann ich für rund zehn Cent Vollkosten auf dem eigenen Dach erzeugen oder für knapp 30 Cent einkaufen“. Nimmt man den Strom der Eigenverbrauchsanlage für das Elektroauto, gestaltet sich die Wirtschaftlichkeit noch höher, verglichen mit Benzin und Diesel, die man ersetzt. Es gilt primär, den Eigenverbrauch zeitlich zu optimieren, bezüglich der Sonnenstunden des Tages. Mit dieser Optimierung, die mit einem zwischen geschalteten Speicher deutlich erhöht werden kann, lasse sich der Anteil selbst erzeugten und genutzten Stromes von 30 auf 60 Prozent steigern. „Je größer desto besser“ wertete der Referent die Auslastung des Daches für die Auslegung der PV-Anlage hinsichtlich des Nutzens für die Energiewende, nicht unbedingt aber für die Wirtschaftlichkeit: Denn ab zehn Kilowatt installierter Leistung oder über 10.000 Kilowattstunden erzeugten Stroms müssen 40 Prozent der EEG-Umlage abgeführt werden. Die Investition in einen Speicher macht zwar mehr autark, ist aber wirtschaftlich betrachtet zu differenzieren: Wer seinen Strom nur außerhalb der Sonnenstunden verbrauchen kann, sollte sich einen zulegen, wenn ihm die Sache wichtig wäre. Bis zu einer Größe der PV-Anlage von fünf bis sechs Kilowatt ginge die Auslegung des Speichers gleichwertig einher, darüber müsse man diese auf das reduzieren, was man in der dunklen Tageszeit tatsächlich verbrauche. Balkonmodule sieht der Referent kritisch, sie würden bis 600 Watt toleriert und ein Normenentwurf läge vor. Entscheidend wäre hier, dass die Montage über einen Elektrofachmann erfolge und der örtliche Energieversorger einbezogen würde. Letzteren würdigte Urban auch ob seiner Versorgungssicherheit als den Stromanbieter der Wahl gegenüber so manchem Billigstromanbieter.
Was kommt nach der EEG-Ära?
In der angeregten Diskussion des fachlich versierten Publikums stand die Frage im Mittelpunkt, was mit dem Auslaufen der EEG-Vergütung nach 20 Jahren geschehen wird. „Ihre Anlage ist längst bezahlt und hat sich rentiert. Alles, was oben drauf kommt, ist ein Zuckerl!“ war die erste Aussage des Experten zur immer drängender werdenden Frage, denn die ersten Anlagen wurden um die Jahrtausendwende installiert. Je nach Anlagengröße gäbe es verschiedene Ansätze: Während größere (Freiland-)Anlagen eine gute Verhandlungsbasis zur Direktvermarktung hätten, stünde bei kleinen Anlagen der Eigenverbrauch in vielerlei Hinsicht im Vordergrund, letztlich auch über das Beheizen des Hauses mittels Wärmepumpe oder den Heizstab für das Brauchwasser. Die Versorgung von Nachbarn wäre bei aktueller Gesetzeslage schwierig, aber indirekt über das Aufladen von dessen Elektroauto an der eigenen Ladestation denkbar. Abschließend appellierte der Referent mit den Worten von Adolph Kolping, dessen Büste seitlich Pate stand: „Schön reden tut's nicht, die Tat ziert den Mann!“ – und ergänzte zeitgemäß: „die Frau.“ Regionalmanager Georg Straßer verwies die anwesenden Vilsbiburger noch auf die freie Energieberatung bis zu drei Stunden vor Ort, die auch für Investitionsentscheidungen wie eine PV-Anlage mittels eines geeigneten Beraters zur Verfügung stünde: c/o strasser@vilsbiburg.de oder T. 08741/305-444.